Eine andere, etwas nüchterne Idee besagt, dass es in der Demokratie vor allem um den Austausch von Argumenten gehe. Für diese Ansicht macht sich der Philosoph und ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin stark. Nicht die „dauernde Zustimmung zu jeder einzelnen politischen Entscheidung in Parlament und Regierung“, sagt Nida-Rümelin, legitimiere politisches Handeln in der Demokratie, sondern „der öffentliche Vernunftgebrauch“. Auf diese Weise, meint er, werde vermieden, dass sich beim Urnengang schlicht der Mehrheitswillen gegen den Minderheiten willen durchsetze. Vielmehr beauftrage das Wahlergebnis „zu politischen Entscheidungen, für die die besseren Argumente zu sprechen scheinen.“ Übertitelt hat der Philosoph das Buch, in dem er seine Überlegungen mit Demokratie und Wahrheit (C.H. Beck, 2006). Das öffentliche Argumentieren soll kein Selbstzweck sein, sondern vielmehr dem Auffinden der Wahrheit dienen. |