Positives Argument

Der marktliche Wettbewerb sorgt für eine Preisuntergrenze und zugleich für eine Preisobergrenze. Beide liegen nah beieinander. Auf diese Weise stellt der Wettbewerb sicher, dass die Unternehmen ziemlich genau die Kosten der Produktion auf ihre Kunden überwälzen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. – Diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern alt. Sie war bereits im 19. Jahrhundert so bekannt, dass ihr nicht nur David Ricardo, sondern auch Karl Marx zugestimmt hat. Ich will diesen Gedankengang nun kurz skizzieren, möchte Sie aber vorher ausdrücklich darauf hinweisen, dass er unter den Mitgliedern der „scientific community“, die sich als Ökonomen mit diesen Fragen professionell beschäftigen, seit langer Zeit unstrittig ist, obwohl er bis heute immer noch nicht ins allgemeine Bewusstsein eingedrungen zu sein scheint.

Zunächst zur Preisuntergrenze: Wenn es einem Unternehmen nicht gelingt, bei den Kunden eine Zahlungsbereitschaft zu wecken, die die Kosten der Produktion mindestens abdeckt, dann erwirtschaftet es nicht einen Gewinn, sondern einen Verlust. Es lebt dann von der Substanz, weil es die Eigenkapitalbasis aufzehrt. Das kann man sich allenfalls vorübergehend leisten, aber nicht auf Dauer. Deshalb ist zwingend davon auszugehen, dass die Unternehmen, die ihre Kosten nicht decken können, vom Markt verschwinden. Sie orientieren sich neu oder gehen in die Insolvenz. (Eine Ausnahme von dieser allgemeinen Regel gibt es nur dann, wenn sich jemand findet, der verlustbringende Unternehmen subventioniert und mithin den Teil der Kosten, die die Kunden selbst nicht tragen wollen, zu übernehmen bereit ist. Üblicherweise ist das der Staat. In diesem marktwirtschaftlichen Ausnahmefall sind es dann nicht die Kunden allein, sondern die Kunden im Schulterschluss mit den Steuerzahlern, die die bei den Unternehmen anfallenden Kosten gemeinsam tragen.)

Nun zur Preisobergrenze: Ein Unternehmen erwirtschaftet nur dann einen Gewinn, wenn es ihm gelingt, bei den Kunden eine Zahlungsbereitschaft zu wecken, die die Kosten der Produktion übersteigt. In diesem Sinn sind Gewinne zu interpretieren als ein Signal – und als eine Belohnung – für gelingende Wertschöpfung. Zugleich sind sie eine Einladung an die Konkurrenz, dem Unternehmen diese lukrativen Kunden abzujagen, indem man es preislich unterbietet oder qualitativ bessere Angebote entwickelt. Gewinne erfüllen also eine wichtige Anreizfunktion für das Wettbewerbsverhalten der Unternehmen. Und umgekehrt begrenzt der Wettbewerb die Gewinnmöglichkeiten des einzelnen Unternehmens und sorgt für eine Preisobergrenze, weil jedes Unternehmen bei der eigenen Preisgestaltung darauf achten muss, dass es nicht zu teuer wird und dann von den Konkurrenten ausgebootet wird.

Empirisch lässt sich das wettbewerbliche Auf und Ab von Marktpreisen besonders dann gut beobachten, wenn sich die Produktionskosten – etwa aufgrund eines Ölpreisschocks – besonders schnell und stark erhöhen oder wenn sie spiegelbildlich – etwa aufgrund forcierter Innovationen – besonders schnell und stark absinken. Letzteres ist beispielsweise bei Computern oder bei Telefondiensten der Fall. Die radikalen Preissenkungen, die wir hier erlebt haben, sind ökonomisch darauf zurückzuführen, dass sich die Unternehmen durch Wettbewerb dazu veranlasst sahen, die aufgrund technologischen Fortschritts erreichten Kostensenkungen an ihre Kunden weiterzugeben.

Zwischenfazit: Die Kosten der Klimapolitik sind faktisch nicht von den Unternehmen, sondern von den Kunden zu tragen – und das ist auch gut so! Denn genau das entspricht dem Verursacherprinzip.

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