Ja, die Wachstumskalkulation (des BIP) ist unvollständig
Viele Investitionen wie z.B. Beitrag der Natur, sprich Ressourcen oder Naturzerstörung werden nicht mit einberechnet (http://www.freitag.de/politik/0917-wirtschaftsindex-bip-wohlfahrtsindex-nwi, Stand 23.04.2009)

Der falsche Standard

Wachstum verursacht auch Probleme: Der Ökonom Hans Diefenbacher über die Schwächen etablierter Wirtschaftsindikatoren und über einen neuen Nationalen Wohlfahrtsindex

Der Freitag: Wie tief wir in der Krise stecken, wird vor allem mit einer Zahl verbunden: dem Brutto-inlandsprodukt. Auf genaue Prognosen über den künftigen Verlauf wollen sich viele Ökonomen angesichts der galoppierenden Rezession nicht mehr festlegen. Als sicher gilt allenfalls, dass die Wirtschaftsleistung zunächst auf Talfahrt bleiben wird. Was sagt der Index wirklich über die Lage in Deutschland aus?

Hans Diefenbacher: Das Bruttoinlandsprodukt ist eine Möglichkeit, die Wirtschaftsleistung darzustellen. Allerdings handelt es sich um eine Methode mit einigen Schwächen. Der Index beruht nämlich auf Konventionen, die seine Aussagefähigkeit stark beeinflussen. Ein beachtlicher Teil der Wertschöpfung wird nicht einbezogen. Das betrifft etwa ehrenamtliche Tätigkeiten und Hausarbeit. Andere Teile der Wertschöpfung, die nicht über den Markt vermittelt werden, gehen dagegen in die Berechnung des BIP ein, etwa ein Schätzwert für selbst genutztes Wohneigentum. Fragen des sozialen Zusammenhalts wiederum bleiben außen vor, weil zum Beispiel die Einkommensverteilung keine Rolle spielt. Dasselbe gilt für Umweltgebrauch und Naturzerstörung. Über den tatsächlichen Wohlstand in einer Gesellschaft kann man aus dem BIP also nur bedingt etwas lernen.

Reden Politiker, Medien und Wirtschaftsexperten die ganze Zeit über die falsche Zahl?

Nicht der Indikator ist das Problem, sondern die überragende Rolle, die er in der öffentlichen Diskussion spielt. Die Summe der Werte aller im Inland hergestellten Güter gibt uns ein Bild davon, wie es ökonomisch um die Volkswirtschaft steht. Wenn sich die Regierung davon ausgehend aber allein auf Maßnahmen konzentriert, die das BIP wachsen lassen, wird eine rein quantitative statistische Betrachtung in praktische Politik umgesetzt. Darin sehe ich eine Gefahr. Ein Konjunkturprogramm ist nicht schon allein dadurch „gut“, dass es auf eine Verbesserung des BIP zielt.

Aber das ist die Botschaft, die wir derzeit immer wieder hören: Wachstum löst Problemee

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